Spiritualität leben im Hier und Jetzt

Gedanken und Erfahrungen einer Grenzgängerin

Das Warten auf den Messias

Das Warten auf den Messias ist mitnichten einzig ein Phänomen spiritueller Menschen, sondern etwas Urmenschliches. Sei es die Delegation schwieriger Aufgaben an sogenannte «Spezialisten» in  der Hoffnung, dass ihre Fachkompetenz es richten möge (obschon man hier des Öfteren einer gewissen Beschränktheit begegnet), oder sei es der blanke Wunsch nach Erlösung vom Übel und dies meist ohne eigenes Zutun. Doch in diesem Erlösungswunsch liegt das eigentliche Kreuz begraben: indem man das Übel erlebt, ist es Teil von einem Selbst und dies hat eine viel tiefere Bedeutung, als einem lieb ist. 

Gut, manchmal weiss man selber nicht, an was man leidet – man leidet einfach. Man fühlt sich «down», man fühlt buchstäblich die Erde. Die Materie, ihre Schwere und Härte ist das Gegenteil von dem, was man im ALLEINS-SEIN, in der göttlich-geistigen Geborgenheit, in der geistigen Heimat, in der man umhüllt und getragen ist und in der man einzig die göttliche ALL-Liebe erfährt. 
In der geistigen Wahrnehmung der Urbilderwelt, erlebe ich dieses «Übel», an welchem Menschen leiden, sehr oft als unendliche Traurigkeit, Einsamkeit, Niedergeschlagenheit. Einem Menschen, der in so einer Seelenverfassung ist, begegne ich in der Akasha beispielsweise wie folgt: er sitzt dann ganz alleine, in sich gekehrt und niedergeschlagen, mit hängenden Schultern und selber ganz grau aussehend in einem dunklen Wald auf einem Stein (dieser steht für die physische Welt). 

Im Warten auf den Messias fühlt man vielleicht diese Schwere, Härte, Kälte. Man kann physisch einen Knoten, einen Druck im Hals oder eine Enge in der Brust wahrnehmen. Oder man bemerkt, dass man zusehends den Bezug zur Realität verliert, weil man sich zurückzieht aus dem Leben. Andere wiederum verlieren sich im Aussen. All dies sind Phänomene des Aufschlagens in der Materie, des Sitzens auf dem harten, kalten Stein. Und es ist verständlich, dass man in einer solchen Situation auf die Erlösung hofft. Doch die kommt nicht von aussen, die muss – soll sie tiefgreifende Heilung, Wandlung und Lösung bewirken – von innen, aus einem selber kommen. Selbst die Wiederkunft Christi, geschieht als leiser, ja intimer Prozess in einem Selbst, als Folge des eigenen Wandlungsprozesses. Er kommt leise, er legt einem die Hand auf die Schulter und lässt einem erleben «Es ist gut so!» Auch im eigenen Leiden ist man vollumfänglich geliebt und getragen, sofern man die das Übel erkennenden Augen erheben mag zum Licht, das durch die Baumwipfel auf den Waldboden seine Strahlen wirft. 

Viele Schultern sind aktuell überladen. Und vieles wird hoffnungsvoll auf wenige delegiert. «In dem Moment, wo du das Übel erkennst, hast du auch die Möglichkeit es zu lösen.» Und davor mag man sich scheuen. Doch schicksalsmässig ist es so, dass einem nur das begegnet, was man auch zu lösen vermag. Gut, vielleicht beliebt es einem nicht, was man da begegnet, weil man andere Vorstellungen oder Wünsche hat. Doch so funktioniert das Schicksal eben nicht. Das Schicksal fordert und fördert einem zugleich. Es geht an Grenzen, doch überschreitet es diese nicht. Und vertraut man seinem Schicksal auch in schweren Zeiten, ist immer Hilfe da. Denn es ist das «Leiden am Leiden» und nicht selten die damit verbundenen dämonische Wesen, die einem über die Grenzen führen wollen.

Sobald ich diesen traurigen, hadernden, sich allein oder verraten fühlenden Menschen, der mitten im dunklen Wald auf einem kalten, harten Stein wie ein Häufchen Elend sitzt und beinahe selbst zum Stein geworden ist «anspreche», beginnt er meist zu weinen. Diese innere Ansprache, dieses Bewusst werden der eigenen Situation, löst gleichzeitig den «Knoten» und Energien können wieder besser fliessen. Tränen wirken heilend und reinigend bis in die Organe hinein. Auch in der therapeutischen Praxis geschieht dies oft oder im mitfühlenden Gespräch – sobald man das Übel erkennt oder eben ausspricht, erlebt man eine Erlösung desselben. Es lastet dann nicht mehr so schwer auf den Schultern, weil etwas Höheres dazu gekommen ist. Und dessen muss sich die Menschheit unbedingt bewusstwerden, es muss das «Höhere» dazu kommen, will man das Übel überwinden. Der Stein wird nur durch die wärmenden Sonnenstrahlen warm. Er besitzt keine Eigenwärme.

Und genauso muss jeder Mensch aus der inneren Erstarrung sein Übel schicksalshaft erkennen und damit beginnen nicht mehr zu delegieren, sondern aufzustehen und dort einzugreifen, wo er gefordert wird, denn dadurch kann diejenige Lösung zu ihm kommen, die nur er der Welt zu geben hat. Unglaublich wichtig ist dies in der heutigen Zeit des Wandels. Jeder Mensch ist aufgerufen in die erkennende Handlung zu kommen. Denn nur die wird diejenige Lösung bringen, die die Welt benötigt. Ein Einzelner vermag dies nicht, oder nur wenige. Denn sie sind nicht die Messiasse – aber jeder kann in sich den Christus erfahren. Es benötigt viele Menschen die in die Aufrechte kommen um das Übel zu wandeln.

Allzugrosse Erwartungen der ihn umgebenden Menschen lasteten auch auf dem 24-jährigen Jesus, denn diese sahen in ihm den erwarteten Erlöser und Heilbringen und sie stellten ihn buchstäblich auf einen Altar. Dies war nichts anderes als eine Aufforderung an ihn, dass er mithilfe seiner Fähigkeiten magisch wirken sollte. Diese Erwartungen, dieser Druck führten ihn in eine tiefe Ohnmacht. In dieser Entrückung vernahm er eine göttliche Stimme aus der Sonnensphäre, welche ihm das als «makroskopische Vaterunser» bekannte Mantram vermittelte. Diese Worte mahnten den überforderten jungen Jesus an seine schicksalsmässige Aufgabe, doch sie erkrafteten ihn zugleich. Als er dann wieder zu sich kam, war er alleine. Sein hellsichtiger Blick führte ihn in die Erkenntnis, dass diejenigen Menschen, die ihn zuvor umgaben und ihn überhöhten, allesamt mit dämonischen Wesen verbunden waren. Diese Gestalten der Dunkelheit können das Leid der Menschen lesen und verstehen es dieses gegen sie zu verwenden. Man findet diese wichtige, transformierende Erfahrung des Jesus von Nazareth und das nachfolgend und abschliessend zitierte «Makrokosmische Vaterunser» in der Schrift «Aus der Akasha-Forschung - Das Fünfte Evangelium», GA 148 von Rudolf Steiner.


Makrokosmisches Vaterunser


AUM, Amen!

Es walten die Übel,

Zeugen sich lösender Ichheit,

von andern erschuldete Selbstheitschuld,

Erlebet im täglichen Brote*,

In dem nicht waltet der Himmel Wille,

Da der Mensch sich schied von Eurem Reich

Und vergaß Euren Namen,

Ihr Väter in den Himmeln.

*Mit «Brot» ist hier die physische Materie gemeint.

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